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21.08.2020 - Verdienstkreuz für H.-U. Brinkmann

"Mister Gemeinwohl"

Hans-Ulrich Brinkmann, der unter anderem 47 Jahre lang Schatzmeister und Geschäftsführer beim MTV Dannenberg war, hat das Verdienstkreuz am Bande der Verdienstmedaille erhalten

Dannenberg. Zählt man alle ehrenamtlichen Tätigkeiten zusammen, die er geleistet hat oder noch leistet, so müsste Hans-Ulrich Brinkmann vom MTV Dannenberg über 150 Jahre alt sein. 47 Jahre lang – von 1971 bis 2018 – war er als gewählter Schatzmeister sowie ernannter Geschäftsführer im Vorstand tätig. Während dieser Zeit war er 1988 und 2013 maßgeblich am 125- und am 150-Jahr-Jubiläum des MTV sowie am vor sieben Jahren abgeschlossenen Bau des Vereinsheimes am Sportplatz beteiligt. 28 Jahre lang – von 1978 bis 2006 – fungierte er als Schriftührer der Schützengilde Dannenberg, brachte sich zudem ein Vierteljahrhundert als Offizier in deren Garde ein und wurde zu deren Ehrenkapitän ernannt. Zwischenzeitlich war Hans-Ulrich Brinkmann Betreuer beim Amtsgericht und gehörte 1993 zuden Gründern des Modellbahnstammtisches. Ferner engagierte er sich ab 2015 für Flüchtlinge und half mit, die Fremden in Dannenberg zu integrieren. Und obwohl Hans-Ulrich Brinkmann mittlerweile 80 Jahre alt ist, ist er immer noch ehrenamtlich tätig: Seit zweieinhalb Jahren trägt er das Kirchenblatt aus.

Dass der Dannenberger allein für sein sportliches Wirken auf Vereinsebene sowie über den Kreissportbund Lüchow-Dannenberg und den Landessportbund Niedersachsen alle Ehrungen von Bronze bis Gold erhalten hat und seitens der Stadt Dannenberg für sein bürgerliches Engagement mit der Stadtmedaille ausgezeichnet wurde, versteht sich von selbst. Am gestrigen Freitag folgte nun die Krönung für den Dannenberger. Im Namen des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier hat Lüchow-Dannenbergs Landrat Jürgen Schulz im MTV-Vereinsheim vor mehreren hiesigen Ehrengästen aus Politik, Sport und Gesellschaft Hans-Ulrich Brinkmann das Verdienstkreuz am Bande der Verdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland verliehen.

„Wir sind zusammengekommen, um ein großartiges gesellschaftliches Engagement zu würdigen“, betonte MTV-Sportkoordinator Ronald Seide in seiner umfangreichen Laudatio, um gleich vorwegzuschieben, dass sich diese Ehrung auch irgendwie an Brinkmanns Ehefrau Sabine richte: „Sie hat ihm über Jahrzehnte die Kraft und das Verständnis geschenkt, die sein Wirken für den MTV Dannenberg und andere Vereine und Menschen erst ermöglichte.“
„Wenn Uli sich charakterisiert, sagt er häufig: Ich bin 1,70 Meter groß, na ja, mittlerweile wohl eher 1,68 Meter, und wiege 74,5 Kilogramm. Das sind die Äußerlichkeiten. Die wahren Qualitäten, die inneren Werte, nennt er nicht. Dazu ist er zu bescheiden. Tue Gutes, aber rede nicht darüber – das scheint eine seiner Maximen zu sein“, hob Seide die Tugenden seines ehemaligen MTV-Vorstandskollegen, dem er einen feinen Humor bescheinigt, hervor: „Sorgfalt, Akribie, Gewissenhaftigkeit, Präzision, Akkuratesse, Ausdauer, Mut, Wahrhaftigkeit, Maßhalten, Klugheit, Ehrbarkeit, die Fähigkeit, zu vermitteln, den Willen, sich weit über das übliche ehrenamtliche Maß hinaus zu beteiligen und Fairness.“ Zudem vertrete der Geehrte immer eine klare Haltung, sei hart in der Sache, aber fair im Ton und wertschätzend gegenüber den Meinungen jedes Einzelnen“, so Seide weiter.

Er umriss auch Brinkmanns Lebensgeschichte, die er mit „Ein Kumpel, Könner, Kopekenscheich und König“ betitelte. Geboren wurde Hans-Ulrich Brinkmann am 28. Dezember 1939 in Gelsenkirchen. Sein Opa war Bergmann und gleichsam Masseur bei den Fußball-Amateuren von Schalke 04. Mit der Familie wurde er zweimal ausgebombt, aufs Land verschickt und kehrte erst 1949 zurück. Nach einer Tischlerlehre und einjähriger Gesellenzeit zog es Brinkmann zur Bundeswehr nach Norddeutschland und damit unter anderem in die Nordheide. Eher zufällig lernte er in Dannenberg seine Frau Sabine, die in einem Café arbeitete, kennen. In der nächsten Woche kennt sich das Paar 60 Jahre, 57 Jahre davon als Eheleute.

1962 nach Lüdenscheid versetzt, quittierte Hans-Ulrich Brinkmann kurz nach der Hochzeit Anfang 1964 seinen Dienst bei der Bundeswehr, weil er bei seiner Frau sein wollte. Er fing in der Straßenverkehrsabteilung der Kreisverwaltung an, wechselte aber schon bald nach Dannenberg, wo er schließlich in der Samtgemeindekasse zum Leiter aufstieg.
1969 trat er in den MTV Dannenberg ein. Nur zwei Jahre später überredete ihn der damalige Vorsitzende Erwin Koch, der seinerzeit Chef von Sabine war, ob er nicht ein System aus Haushalt und Kasse im Verein einführen könne, „damit man nicht über jeden Ball und jedes Band einzeln im Vorstand entscheiden müsse“, führte Seide aus. Gesagt, getan. 1971 ließ sich Hans-Ulrich Brinkmann zum Schatzmeister, der gleichzeitig auch als Geschäftsführer tätig ist, wählen. Im Verein war er damals auch als Fußballer aktiv. „Der sprintschnelle Brinkmann“, hieß es in einem Artikel der Elbe-Jeetzel-Zeitung. Mittlerweile auch der Schützengilde Dannenberg beigetreten, sicherte er sich im Juni 1977 die Regentschaft. Sabine und Hans-Ulrich Brinkmann nebst Sohnemann Dirk genossen das Königsjahr – und damit steigerte sich auch die Bindung zu Stadt und Bürgern.

Mit den Worten „Wir sind stolz auf dich!“ gratulierte gestern auch Gilde-Präsident Sven Stoedter, und Landrat Jürgen Schulz verlieh dem MTV-Vorstandsurgestein bei der Ehrung den Beinamen „Mister Gemeinwohl“. Und Ralf Leist, Brinkmanns Nachfolger als MTV-Schatzmeister und -Geschäftsführer, überbrachte die Glückwünsche des Kreissportbund-Vorsitzenden Hans-Jürgen Bosselmann, der wegen seiner Teilnahme am Niedersächsischen Turnfest in Oldenburg fehlte. „Ich freue mich, dass es jetzt endlich soweit ist, und dass dir dank Ronald Seides Initiative dieser hohe Orden zugesprochen und verliehen wird. Es trifft mal wieder einen Richtigen, der sich ein langes Vereinsleben lang vorbildlich engagiert hat, aber nicht auf diese oder vorherige Auszeichnungen hingearbeitet hat“, teilte Bosselmann mit, der ebenfalls die stets akkurate Arbeitsweise von Brinkmann lobte.

Als Hans-Ulrich Brinkmann sich abschließend bei allen Beteiligten und explizit bei seiner Frau für deren stete Rückendeckung bedankte, stockten seine Worte, als er erzählte, wie er im Juni per Post die Mitteilung von der Niedersächsischen Staatskanzlei zwecks der Ehrung erhielt. „Was könnte das denn sein?“, musste er sich nach dem Öffnen erst einmal sammeln und ließ sich von seiner Frau den Brief vorlesen. „Ich freue mich, dass wir die Zeit sinnvoll genutzt und auch viel geschaffen haben“, blickte Brinkmann auf 47 bewegte Jahre im MTV-Vorstand, in dem er mit dem vieljährigen früheren Vorsitzenden Arno Feigel ein eingespieltes Duo bildete, zurück.

Quelle: Elbe-Jeetzel-Zeitung vom 22.08.2020, Christian Ehlert