Niederländisch
Der Weinberg, ein Lieblingsplatz der Gäste
164 Stufen führen von der Stadtinsel auf den Weinberg mit dem Panoramablick über die Flusslandschaft Elbe. Wer es gemächlich liebt, wandert den gewundenen Weg zum Plateau, dem einstigen Sitz der Burggrafen von Hitzacker. 1171 wird der Burggraf Heinrich von Hitzacker als Lehnsmann Heinrichs des Löwen genannt. Archäologische Ausgrabungen lassen darauf schließen, dass der Weinberg schon 2000 vor Christus besiedelt war. Die Geschichte dieser Besiedlung ist im Stadtmuseum Das Alte Zollhaus nachzuvollziehen.
Der Weg zum Plateau führt an den Resten der ehemaligen sagenhaften Riesenkastanie vorbei und auf die ins Blaue ragende "Himmelsrutsche". Die Skulptur ist ein Kunstwerk von Astrid Clasen und U. S. Kiefen, einem Künstlerehepaar aus dem Wendland. Sie steht vor den Terrassen, auf denen 99 Rebstöcke gepflanzt sind.
Wer sich für Architektur interessiert, wird die anmutigen Fachwerkhäuser entlang des Weinbergwegs bewundern. Sie wurden als Gästehäuser zu Kaisers Zeiten Ende des 19. Jahrhunderts gebaut, als Hitzacker (Elbe) ein Kurbad war. Eine Stahlquelle, die in der Nähe des Bahnhofs Hitzacker eingefasst ist, soll heilende Kräfte haben.
Heute ist der Weinberg als Ort gewidmet, an dem sich Brautpaare ihr Ja-Wort geben. Während der Sommerlichen Musiktage Hitzacker wird auf den anmutigen Ebenen musiziert und am zweiten Sonntag im Oktober lädt die Weinkönigin zur stimmungsvollen Weinlese ein. Im Morgennebel erntet der "Zwergenring" rotbemützt die edlen Trauben und wird von Ratsherren und -frauen unterstützt. Um 10 Uhr wird das Weinlesefest eröffnet, in dessen Verlauf die neue Weinkönigin feierlich gekrönt wird, die mit den Weinbergszwergen als Botschafterin der Elbestadt unterwegs ist.
Der Weinberg ist Eigentum der Stadt. Der rare Tropfen – es werden etwa 50 Flaschen pro Jahrgang gefüllt – wird vom Stadtbürgermeister an Persönlichkeiten, die sich um Hitzacker verdient gemacht haben, verschenkt. Auch zum Weinlesefest wird den Gästen der Originalwein ausgeschenkt. In den Restaurants und einigen Geschäften ist der "Zwergencuvée" zu erhalten, der dem Bukett von "Hidesaker Weinbergströpfchen" sehr nahe kommt.
Der Weinberg Hizacker ist einer der Lieblingsplätze
im Grünen in der Metropolregion Hamburg.
Geschichte des Weinanbaus
Der älteste nördliche Weinberg wurde 1521 bepflanzt. Damals regierte Ernst I. Herzog zu Braunschweig-Lüneburg, ein konsequenter Reformator und Mitunterzeichner des Augsburger Bekenntnisses. Er hatte angeregt, dass in seinem Hoheitsgebiet Wein für sakrale Zwecke angepflanzt wird. Die Hitzackeraner kamen dieser Anregung nach. In alten Schriften ist nachzulesen, dass bis zu 600 000 Liter Wein pro Jahr von den Plantagen über der Elbe geerntet worden waren.
Im 17. Jahrhundert war Matthäus Merian, der Schweizer Kupferstecher und Verfasser der Topographia Germaniae, zu Gast bei Herzog August, dem Jüngeren, in Hitzacker. Im Auftrag des Herzogs fertigte er einen Kupferstich an (anzuschauen im Stadtmuseum "Das Alte Zollhaus"). In seinen Reisenotizen hat Merian den Wein "als ziemlichen Tropfen" und die Hitzackeraner als "lustiges Völkchen" gepriesen.
1713 vernichtete ein Hagelsturm sämtliche Reben. Erst 1980 lebte die Tradition des Weinanbaus in Hitzacker wieder auf. Zehn Rebstöcke wurden gepflanzt, ein Jahr später kamen 89 Rebstöcke dazu. 1983 wurde die erste Weinlese gefeiert und der Most zu "Hidesaker Weinbergströpfchen" gekeltert. Damals wurde mit den Rebsorten Müller-Thurgau, Kerner, Gutedel, blauer Portugieser und Ortega experimentiert. Betreut wird der Weinberg vom Moselwinzer Fritz-Leo Melsheimer, der in den vergangenen Jahren die Rebsorte Grauer Burgunder empfohlen hat, der sich dank der überdurchschnittlich vielen Sonnenstunden bewährt. Mit mehr als 90 Öchslegraden wird eine hervorragende Spätlese gekeltert.